Ein MacGuffin ist laut der freien Enzyklopädie  Wikipedia ein von Alfred Hitchcock geprägter Begriff für mehr oder weniger  beliebige Objekte oder Personen, die in einem Film meist dazu dienen, die Handlung  auszulösen oder voranzutreiben ohne selbst von besonderem Interesse zu sein.  Vor allem in Kriminalfilmen und Thrillern ist der MacGuffin neben dem  klassischen Whodunit ein verbreitetes Mittel, um Spannung über die gesamte  Filmhandlung hinweg aufrechtzuerhalten. Und weiter: Ein typischer MacGuffin ist  zum Beispiel ein Dokument mit einer Geheimformel, kompromittierende  Informationen oder illegale Abmachungen, die in die Hände eines mehr oder  weniger Unbeteiligten geraten. Für die Filmhandlung ist der Inhalt des  Dokuments von untergeordneter Bedeutung, sie konzentriert sich auf die  Jäger-Beute Konstellation, die der Besitzerwechsel nach sich zieht und die  daraus folgenden dramatischen Situationen von Verfolgung und Flucht, bei denen  der Zuschauer sich mit dem Gejagten identifiziert. So weit Wikipedia.
          
          Kjell E. Genberg bedient sich auch eines MacGuffin  in seinem Buch "Das JAS-Komplott". Es handelt sich dabei um eine  Geschichte um das schwedische Mehrzweckkampfflugzeug Saab JAS 39 Gripen. Dabei  stützt sich Genberg auf einen tatsächlichen Vorfall von Datenspionage im  Zusammenhang mit dem JAS Projekt. Dieses Buch ist im eigentlichen Sinne kein  Kriminalroman. Es ist ein politischer Thriller über ein politisches Komplott,  das einigen Menschen zum Verhängnis wird. In diesem Thriller, über  Geheimdienste, die ihre Spiele spielen ohne sich um Recht und Gesetz zu  kümmern, ist eine kleine clevere Krimihandlung eingewoben, deren Auflösung ganz  zum Schluß verblüfft. Und mehr soll an dieser Stelle darüber auch nicht verraten  werden.
          
          
          Nun zur Handlung und zum MacGuffin der Geschichte.  In einer kleinen Elektronikfirma werden wichtige Daten über ein Detail des  Flugzugbauprogrammes JAS gestohlen. Auftraggeber dieses Diebstahls ist ein  Geheimdienst aus dem Osten Europas. Was alle Beteiligten nicht wissen, ist,  dass hinter diesem Diebstahl die CIA steckt, die in diesem Fall mit der  schwedischen SiPo zusammenarbeitet. Und der amerikanische Geheimdienst hat noch  andere Pläne. Bevor die geheimen Daten außer Landes geschafft werden können,  werden die feindlichen Agenten bei einem Sprengstoffanschlag getötet. Und hier  kommt die Hauptperson des Romans ins Spiel - Tilly Morgonstjärna. Tilly kam von  Ostdeutschland nach Schweden, wurde dort aber eingebürgert, bevor bekannt  wurde, dass er für eine Untergruppe der Baader- Meinhof-Bande Sprengladungen  herstellte. Das ganze Attentat wirkt wie eine Kopie der Vorgänge im Mordfall  Alfred Herrhausen. Die Rote-Arme-Fraktion ermordete auf die gleicher Weise den  Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bank. Und diesem Ex-Terrorist wird nun  dieser Anschlag in die Schuhe geschoben. Falsche Spuren werden gelegt und die  Jagd beginnt. Aber das Programm für die Audiokommunikation des Saab JAS Gripen  ist der MacGuffin. Ein Programm, für das so viel geopfert wurden, ist ein Fake.
          
          Nur wenige zweifeln an der Schuld von Tilly.  Darunter der alte pensionierte Polizist Emil Nordin. Er verzweifelt daran, dass  die eigentlichen Gesetzeshüter, die Wahrheit verbergen, anstatt dem Recht zum  Sieg zu verhelfen. Und er stellt sich die Frage, was die Polizei dann noch wert  ist. Als er merkt, das Tilly nur ein Spielball von Geheimdiensten ist, zieht er  eine letzte Konsequenz daraus.
          
          Der Thriller ist akribisch recherchiert. Alle  Schauplätze sind real. Genberg hat einen überzeugenden Thriller geschrieben.  Und er kann in diesem Buch seine ganze Stärke ausspielen. Er, der bei den  schwedischen Kritikern unter dem Fach Trivialliteratur abgelegt ist, ist der  Autor mit den meisten Lesern in Schweden. Kjell E. Genberg hat über 200 Bücher  veröffentlicht. Alle im populären Genre, darunter Abenteuergeschichten,  Erotikbücher, Western, historische Romane und Krimis. Diese Erfahrungen merkt  man diesem Buch auch an.
          
          
            
            
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          Der Plot geht kontinuierlich voran. Der Thriller  hat das richtige Tempo. Das Netz um den vermeintlichen Attentäter zieht sich  immer enger zusammen und man bekommt, wie geplant, mit dem Gejagten Mitleid.  Man hofft, er möge entkommen. Und es gelingt Tilly, sich aus so manchen  ausweglosen Lagen zu befreien. Etwa im Stile eines einsamen, harten  Westernhelden, als er sich den Weg freischießt. Und an einigen eindeutigen  Sexszenen ist auch kein Mangel. Für Spannung und Unterhaltung ist in diesem  Buch also gesorgt. Und das Fazit dieser Geschichte? Das zieht der Vorgesetzte  eines beteiligten CIA-Agenten. Auf die Frage, ob sein Einsatz sinnlos war,  antwortet der Vorgesetzte: "Nein. Es ging schließlich um das Prestige der  Vereinigten Staaten, und das ist nie sinnlos." Aber rein  praktisch...tja..."
          
          
Vielen Dank an Jürgen Ruckh aus Esslingen
          © April 2008 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien