 "Operation B" von Gabriella Håkansson
 "Operation B" von Gabriella Håkansson
        Den vorgeschriebenen Platz im System finden? 
        
        
Operation B von  Gabriella Håkansson hat nichts mit der von uns so geliebten bodenständigen  Machart schwedischer Kriminalromane zu tun. Obwohl, um einen Krimi oder besser  um einen Thriller handelt es sich schon. Auf Seite eins ist der erste Mord  bereits Geschichte, von der Ich-Erzählerin freimütig mitgeteilt. Eine weitere  Ich-Erzählerin tritt auf den Plan, die ihren Mann ebenfalls ermordet. Der  Leserin wird aber schnell klar, daß es  nicht um die Morde, ihre Aufklärung und die Bestrafung der Mörderinnen  geht, sondern um „die Organisation“. Diese Organisation ist natürlich  geheimnisvoll und hat scheinbar den Zweck, große Mengen zusammenhanglosen  empirischen Wissens zu erzeugen. Dieses Wissen (es handelt sich eher um  Datenfriedhöfe) macht die Organisation nicht etwa öffentlich zugänglich,  sondern versteckt es in Archiven in ganz Europa, wo es wieder und wieder  registriert und umgruppiert wird.
          
          
  Sowohl  die mordenden Frauen als auch die ermordeten Männer sind Forscher („Empiriker“)  im Dienste der Organisation. Scheinbar haben sie, wenn auch nicht ohne innere  Widerstände, ihren durch die soziale Herkunft vorgeschriebenen Platz gefunden.  So denkt die Leserin, bis sie zum Auflösungskapitel gelangt. Die Auflösung ist  irrsinnig, witzig und anarchistisch; sie erklärt nur scheinbar alles.
          Wie  jedes gute Buch gibt 
Operation B wenige Antworten, stellt aber viele  Fragen, etwa nach der Faszination totalitäter Organisationen, den Bedingungen für  eine nutzbringende wissenschaftliche Forschung, dem Zusammenleben von Frauen  und Männern. Ein Emanzipationsmodell für Frauen (mehr individuelle Freiheit  durch Gattenmord) liefert Håkansson  übrigens nicht. Oder doch? Irgendwie scheint es für das Funktionieren der  Organisation egal zu sein, ob ihr Männer oder Frauen dienen.
        Last  but not least schafft es Gabriella Håkansson mit einer großartigen lakonischen  Sprache (Übersetzung: Dagmar Mißfeldt), eine fast unerträgliche Spannung zu  schaffen, eine Spannung nach der Art Kafkas, wo weder die Leserin noch die  Akteure wissen, was eigentlich gespielt wird, und man merkt es dem Text  überhaupt nicht an, daß er bereits über zehn Jahre alt ist.
          
          
Vielen Dank an Dr. Kerstin Herbst aus Berlin
© April 2010 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien
  
        
        
                  
                  
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