Ein weiteres feines Krimidebüt aus Dänemark ist zu vermelden. Steffen  Jacobsen, ein erklärter Fan von Eric Ambler und John le Carre´, hat mit  "Der Passagier" einen reinen Männerkrimi vorgelegt, in dem Frauen nur  als Opfer, Gattin, Witwe oder furchterregende Sekretärin vorkommen. Dennoch  dürfen sich auch oder gerade Leserinnen auf gute Unterhaltung freuen, denn  Jacobsens Frauenfiguren sind alles andere als blond, und der Autor wirft einen  ziemlich differenzierten Blick auf verschiedene mögliche Männlichkeitskonzepte.  
          
            
            
              | Buchtipp | 
            
              |  | 
          
          Dies alles verpackt er in einen klassischen Whodunnit mit vielen Vorzügen: Er  ist unglaublich spannend, sehr gut geschrieben und in einem hochinteressanten  Milieu angesiedelt, unter Hochseeseglern im Nordatlantik. "Der  Passagier" ist nebenbei einer der seltenen guten Seglerkrimis, weil  Jacobsen seine enormen Kenntnisse nicht wichtigtuerisch vor sich her trägt,  sondern sie fast beiläufig zu einem eleganten Plot verarbeitet.
          
          
            
            Mittelpunkt der Erzählung ist  Kommissar Robin Hansen, ein menschenfreundlicher Einzelkämpfer, der Teilzeit  arbeitet, weil seine geliebte Ehefrau vermögend ist, und der zudem über das  Talent verfügt, bei seinen Ermittlungen die Freundschaft und Loyalität  kompetenter Männer zu gewinnen. Während der Arbeit an einem scheinbaren Jagdunfall,  die zur Aufklärung der tödlichen Havarie der berühmten Seglerin Anne Bjerre in  der Barentssee führt, trifft Hansen ganz nach klassischem Muster einen  ebenbürtigen Gegenspieler, den Großreeder und Ölmagnaten Axel Nobel. Der  Kommissar ist wider Willen fasziniert von Nobel und dessen hinter geschliffenen  Manieren verborgener destruktiver Männlichkeit, geformt in der britischen  Militärakademie Sandhurst und im zweiten Golfkrieg. Am Schluß muß Hansen  erkennen, daß sein Chef den mächtigen Mann   aus der Schußlinie der Strafverfolgung genommen hat. Aber die beiden  treffen wieder aufeinander, und zwar im dem im Herbst 2010 erschienenen  Thriller "Den gode datter" (Die gute Tochter), der, glaubt man der  dänischen Presse, mindestens so gut ist wie "Der Passagier".
            
            Vielen Dank an Dr. Kerstin Herbst aus Berlin
© März 2011 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien