Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
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Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
 
Rebecka Edgren Aldén - Die achte Todsünde
Hier können Sie Probelesen in einem Buch des Autors Morten H. Olsen.
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Gebundene Ausgabe
327 Seiten
Piper Verlag
Erscheinungsdatum:
Oktober 2003
ISBN: 3492700314
Übersetzung:
Dagmar Lendt
Originaltitel:
"Mord og galskap"
Kurzbeschreibung

Eine verschlafene Kleinstadt, Tote, deren Leichen nie gefunden werden, und ein gespenstisches kleines Mädchen, das aus dem Nebel auftaucht und wieder verschwindet. Ein geschickt inszeniertes Verbrechen oder das Werk übernatürlicher Mächte? Der Antiquar Francis Falckenberg gehört zu den Honoratioren der kleinen Stadt Oscarshavn an der Nordwestküste Norwegens und führt ein beschau-liches Leben. Plötzlich geschehen merkwürdige Dinge: Bei einem Großbrand im Armenviertel kommen eine stadtbekannte Prostituierte und ihre Tochter um – aber die Leichen werden nicht gefunden. War es Mord? Als Francis einige Tage später an einem nebligen Abend vom Antiquariat nach Hause geht, erscheint ihm ein seltsames kleines Mädchen, das er noch nie zuvor gesehen hat. Sie nimmt ihn bei der Hand und führt ihn zu den vermißten Leichen – um dann genauso unbemerkt zu verschwinden, wie sie gekommen ist. Als Francis den Fundort der Polizei meldet, begegnet die kleine Stadt ihm zunehmend mit Mißtrauen: Ist er der Mörder? Oder ist Magie im Spiel? Und bald darauf erscheint ihm das Kind erneut und führt ihn ins Moor – wo vor fünfundzwanzig Jahren ein kleines Mädchen spurlos verschwand …

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Leseprobe

1 Mirakel und Mysterien

Ich werde eine Geschichte erzählen. Es ist unbesonnen, es ist vermessen, ich weiß, ein Resultat des Verlangens, verstanden zu werden; edlere Motive liegen dem nicht zugrunde. Es macht die Sache nicht besser, daß es eine geradezu phantastische Geschichte ist, und schlimmer noch: Ich werde sie ganz ohne Ironie erzählen.
Aber es gibt einen Anlaß für meinen Wunsch, die Geschichte zu berichten, nämlich diesen: Vor einigen Tagen erwachte ich sehr früh, noch ehe die Nacht vorbei war, stand auf und sah lange zum Fenster hinaus, das nun schon seit einiger Zeit mein einziges Tor zur Welt ist. Es war dunkel, und die Storgata war eingehüllt in grauweiße Nebel, Spätherbstnebel. In diesem Gewaber waren die Konturen der Häuser verzerrt, akzentuiert von der gelben Glut der Straßenlaternen; die Farben der Fassaden und Leuchtreklamen waren gedämpft, als hätte sie jemand mit schmutziger Kalkfarbe flüchtig übergestrichen. Eine leichte Brise begann die Nebelschwaden zu zerreißen und in langen Fetzen die Straße entlangzutreiben; sie wirkten seidig, feucht. Ein Lieferwagen fuhr langsam durch die Straße, hielt hier und da und entlud in Plastik verpackte Zeitungsstapel. Das war lange Zeit die einzige Bewegung, die ich wahrnahm.
Ich stand da und dachte, was für ein merkwürdiges und unerwartetes Schicksal mich getroffen hatte; ja, so gänzlich unerwartet für einen Mann meines Schlages, einen interessierten Zuschauer, der nie den Ehrgeiz hatte, etwas Wesentliches zu bewirken. Ich verweilte bei dem Wort Schicksal, das die Leute auf so unterschiedliche Weise verwenden: Für manche beinhaltet es etwas Vorherbestimmtes, das Schicksal ist die Erbsünde selbst, etwas, was von Geburt an festgelegt ist, etwas, dem man sich nicht entziehen kann. Unsere Schicksale werden von Gott geschliffen, nachdem wir sie grob zurechtgehauen haben, sagte Hamlet; das ist eine Variante. Für wiederum andere bedeutet Schicksal einfach, daß es gekommen ist, wie es kommen mußte, post factum, oder que sera sera, wenn man einen leichteren Ton bevorzugt. Ich selbst fragte mich, als ich dort stand, ob das Schicksal vielleicht nur ein Zusammentreffen von zwei oder mehr Begebenheiten, Elementen, Faktoren ist. In dem Fall, dachte ich, mußte mein Schicksal das Ergebnis eines Zusammentreffens von Geheimnissen, Bösem, Glauben, Mord und Irrsinn sein.

  Morten H. Olsen bei schwedenkrimi.de
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Leseprobe

Möglicherweise auch meinem eigenen Irrsinn. Es gibt genug Menschen in dieser Stadt und weit über ihre Grenzen hinaus, die schwören würden, daß ich wahnsinnig bin; übergeschnappt, vollkommen irre. Manche sagen auch, ich sei verflucht, ich habe gehört, wie dieses Wort fiel. Vielleicht bin ich es. Das wäre auch eine Möglichkeit. Daß ich an Gott glaube, schließt nicht aus, daß der Teufel an mich glaubt.
Ich kann deshalb auch nicht reinen Gewissens behaupten, daß ich nicht verrückt bin, aber mir geht es wie den meisten von uns: Ich dreh nur durch bei Nord-Nordwest; wenn der Wind von Süden kommt, kann ich einen Habicht von einer Taube unterscheiden. Doch alles, was passierte, geschah im Oktoberland, im Novemberland, und der Wind blies aus Süd-Südwest. Jedoch möchte ich zu meiner Verteidigung sagen, daß dieses Land ein Land ist, in dem die Konturen verschwommen sind und ein Mann es schwer hat, Halt zu finden, wenn er stolpert, deshalb glaube ich nicht, daß mein Wahnsinn oder der Fluch, der eventuell auf mir liegt, etwas mit der Sache zu tun hat – obwohl ich mir selbst eingestehen mußte, wie ich dort stand und in den Nebel hinaussah, daß ich vielleicht nie eine Vorstellung davon hatte, wo die Grenze zwischen Vernunft und Wahnsinn verläuft.
Es waren schwere Gedanken, die mir an diesem Morgen durch den Kopf gingen, mir war keineswegs leicht ums Herz, ich war nicht in der Stimmung, »Que sera sera« zu sagen. Vielleicht ist mir nie leicht ums Herz gewesen, vielleicht ist gerade das mein Schicksal.
Als ich eine halbe Stunde oder länger dort gestanden hatte, sah ich dies: Ein Auto tauchte durch einen Riß im Nebel am Nordende der Storgata auf. Es kam die Straße entlang auf mein Fenster zu, etwas unsicher, als säße ein Betrunkener am Steuer. Es parkte am Bürgersteig direkt unter mir, und die Tür ging auf; all das sah ich durch den Nebel, nur Umrisse, Schatten innerhalb der Schatten, Bewegungen im diffusen Novemberland. Aus dem Auto stieg ein Mann, zittrig, als würde er gleich fallen. Als er ganz dicht heran war, direkt unter meinem Fenster, machte er eine seltsame Geste, und da begriff ich, daß ich Zeuge eines Mirakels war.


Buchtipp
Camilla Läckberg - Die Eishexe: Kriminalroman (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)

Das ist ein starkes Wort, ich weiß. In den letzten Wochen habe ich soviel erlebt, was auf den ersten Blick wunderbarer erscheinen konnte als das, was sich an diesem frühen Morgen vor meinen Augen abspielte. Trotzdem zögere ich nicht, dieses Wort zu gebrauchen. Bei allem, was geschehen ist, war dies das größte Mirakel von allen.
Was er tat und wer er war, werde ich am Schluß erzählen. Im Moment sage ich nicht mehr darüber, aber glauben Sie mir, ich werde darauf zurückkommen; verlassen Sie sich darauf, ich werde alles erzählen. Aber lassen Sie es mich auf meine Weise tun.
In manchen Fällen – was die Details in meiner Geschichte angeht – war ich dabei, als es passierte, in anderen Fällen war ich es nicht. Wäre ich dort gewesen, wäre vielleicht nichts geschehen, und es hätte nichts zu erzählen gegeben. Aber ich war nicht dort, als es passierte, und alles, was ich jetzt tun kann, ist, es zu berichten.
Und nichts davon ist gelogen. Aber es ist meine Geschichte, und ich muß sie auf meine Weise erzählen, und ich werde ein feines Netz weben aus dem, was ich selbst erlebt, und dem, was ich erfahren habe, und beides zusammen ist die Wahrheit. Ja, vertrauen Sie mir: Beides zusammen ist die Wirklichkeit.

Danke an den Piper Verlag für die Veröffentlichungserlaubnis.
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