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| In schlechter Gesellschaft
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Karin Fossums neuer Roman „Böser Wille“ könnte auch den  Titel „In schlechter Gesellschaft“ tragen. In dieser befindet sich der sensible  Jon, der zu Beginn des Romans mit zwei alten Jugendfreunden ein Wochenende an  einem See verbringt. Dieser See wird ihm zum Verhängnis, denn bei einer  nächtlichen Bootsfahrt stürzt er ins Wasser und ertrinkt. Da sich Jon wegen  psychischer Probleme in Behandlung befand, geht man zunächst von Selbstmord  aus. Doch die beiden Freunde haben etwas zu verbergen und lassen die Polizei  absichtlich im Dunkeln tappen.
  Axel, Reilly und Jon könnten unterschiedlicher nicht sein.  Axel ist der tonangebende Leader, charmant zu den Frauen und selbstbewusst im  Auftreten. Reilly ist der stereotype Loser, dessen Job es ist im Krankenhaus  Menschen von einer Abteilung in die andere zu schieben. Jon ist der Sensible,  der an einer schweren Schuld zu tragen hat. Dies erfährt man als Leser nach und  nach durch die Nachforschungen der Polizei in der Klinik und durch eine befreundete  Patientin.
  Wie in einer klassischen Tragödie wird das Geschehen  beschleunigt, indem plötzlich ein weiterer Toter aufgefunden wird, der im  Zusammenhang mit den drei Freunden steht. Ein junger Vietnamese namens Kim, der  schon sechs Monate als vermisst galt. Seine Mutter und die Mutter Jons ahnen  etwas und bedrohen schließlich anonym Reilly und Axel, woraufhin die beiden  fliehen. In einem etwas kurios anmutenden Akt stirbt Axel, Reilly gesteht seine  Beteiligung an Kims Tod und kommt ins Gefängnis.
  Der Plot ist schnell erzählt, bleibt allerdings seltsam  eindimensional. Die psychologische Motivation für die Tat der Jungen ist wenig  nachvollziehbar, hätten sie doch vielerlei Handlungsmöglichkeiten besessen.  Auch die Charaktere sind stereotypisch gezeichnet, sodass man nicht mit ihnen  fühlt, sondern eher distanziert bleibt.
  
  Zu keinem Zeitpunkt gelingt es Fossum einen Spannungsbogen  aufzubauen, das Buch gleitet dahin wie ein seichter Fluss, was im Vergleich zu  ihren bisherigen Romanen enttäuschend ist. Die psychologische Tiefe und  Komplexität scheint ihr zumindest bei diesem Roman abhanden gekommen zu sein.
 "Schwarze Sekunden" von Karin Fossum
 
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Still und langsam liest man sich in die Geschichte 
          hinein, denn zunächst scheint alles halb so schlimm zu sein. Ein 
          Mädchen kommt nicht wie vorgesehen nach Hause - an sich noch nicht 
          weiter Besorgnis erregend. Doch dann entfaltet die Autorin ihr psychologisches 
          Geschick, beschreibt die aufkeimenden Szenarien in den Gedankenwelten 
          der Mutter und weiteren Verwandten und entwickelt mehr und mehr die 
          quälende Vorstellung des Schlimmsten. So wird der Vorfall dann 
          doch zu einem "Fall" für den sympathischen, korrekten 
          und sensiblen Kommissar. Auch selbst wandeln sich die anfangs selbst 
          beschwichtigenden Überlegungen hin zu unausgesprochenen Ängsten 
          und dramatischen Vermutungen. Zu oft hat man erfahren, was kleinen Mädchen 
          geschah, wenn sie länger als eine Nacht lang nicht heimkamen. Diese 
          grausige Halbgewissheit ist es auch, was lange Zeit die Geschichte spannend 
          hält. Nebenereignisse nimmt man interessiert, aber kaum dem Hauptstrang 
          zuordnend auf. Die Entwicklung der Kriminalgeschichte folgt prinzipiell 
          einem bekannten Schema und doch bricht sie plötzlich mit dem, was 
          man erwartete und es entsteht eine völlig neue Blickrichtung.
          
          Frau Fossum spielt mit den Klischees, mit den Vorahnungen und Vorurteilen. 
          Dennoch bleibt des Rätsels Lösung bis in die letzten Kapitel 
          offen. Erfahrene Krimilesende vermögen möglicherweise gegen 
          Ende ihre Ahnung entwickeln, aber so ganz richtig wird sie nicht sein 
          und das braucht ein Roman, damit man ihn gerne bis zum Schluss liest. 
          So wie eben diesen flott zu bewältigenden von der preisgekrönten 
          norwegischen Meisterautorin. Sie zeigt, dass es auch gute Kriminalromane 
          ohne "laute", "schreiende" oder "grausame" 
          Todesereignisse geben kann, sofern sie mit spannender, tiefsinniger 
          und mit reicher Menschenkenntnis ausgestattet sind.
 "Dunkler Schlaf" von Karin Fossum
 
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Fast harmlos beginnt die Geschichte zweier gelangweilter Jugendlicher, zweier Freunde. Ein paar unglückliche Zusammenhänge und die sich daraus ergebende Belastung verändert die gegenseitige Beziehung massiv. Allein die detaillierte und empathische Deskription der Gegebenheiten machen einen zum Beteiligten und Insider der Geschichte. Der Autorin gelingt es meisterhaft in zurückhaltender aber präziser Weise die Lage und das Handeln der Protagonisten zur Sache der Leserinnen und Leser zu machen. Man ahnt und vermutet, entwickelt eigene Denkrichtungen und ist hin und hergerissen zwischen der Suche nach Gerechtigkeit und Mitleid. Geschickt stürzt einen die Erzählerin immer tiefer in einen Strudel widersprüchlicher Gefühle. Sie unterstützen die sich stetig entwickelnde Spannung des packenden Thrillers. Besonders die präzisen Charakter- und Ortsbeschreibungen erhöhen die Glaubwürdigkeit der Vorgänge und es ist, als kennte man Räume, Orte und die Handelnden persönlich. Diese innere Bindung an die Geschichte lässt einen bis zur letzten Zeile gespannt verfolgen, was sich in deren beklemmenden Welt tut. Zart schaudernd und Gänsehaut gut.
Vielen Dank an Uli Geißler, Freier Journalist und Autor aus Fürth / Bayern "Schwarze Sekunden" von Karin Fossum (Hörspiel)
 
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Fast sanft, eindringlich beschreibt die Autorin Karin Fossum Personen und Handlung so fesselnd, daß man das Hörspiel nicht ausstellen kann bzw. das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Obwohl man zu Beginn den Täter zu kennen meint, verwirft man im Verlaufe der Geschehnisse dies des öfteren. Karin Kossum läßt Charaktere und Begebenheiten menschlich nachvollziehbar erscheinen und zeigt ein psychologisches Geschick der Hörer (Leser) mit auf eine spannende Reise zu nehmen.
Vielen Dank an eine Hörerin aus Rostock "Dunkler Schlaf" von Karin Fossum
 
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Karin Fossum hat mit ihrem neuen Roman "Dunkler 
          Schlaf" wieder einmal ein Meisterstück an Psychothriller geschaffen.
          Es geht um den seltsam schönen jungen Mann Andreas, der zusammen 
          mit seinem einzigen Freund Zip das tut, was man gemeinhin abhängen 
          nennt. Dabei überschreiten sie desöfteren die Grenzen des 
          Legalen, indem sie kleine Diebstähle begehen.
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Die Freundschaft der beiden höchst unterschiedlichen 
          jungen Männer gerät ins Schwanken, als Zip Andreas' wohlgehütetes 
          Geheimnis erfährt. Um die Balance wieder herzustellen, wollen sie 
          eine einsame alte Frau überfallen. Jedoch erweist sich dieser Schritt 
          als fatal - für beide auf unterschiedliche Weise: Andreas liegt 
          sterbend in deren Keller und Zip verstrickt sich in Ausflüchten.
          Die alte Frau ist Irma Funder, ein seltsames, ja kauziges Wesen, das 
          nach dem Tod ihres Mannes alleine lebt. Karin Fossum bietet uns Einsicht 
          in ihre Psyche, überlässt sie doch Irma Funder Passagen, in 
          denen diese ihr Handeln logisch zu begründen sucht. Sie überlässt 
          Andreas quasi seinem Schicksal und genießt die Macht, die sie 
          über ihren Gefangenen hat. Damit kehrt sich die Konstellation Opfer 
          und Täter um.
          Andreas' verzweifelte Mutter wendet sich an Kommissar Sejer und Kollege 
          Skarre, die den vermissten Andreas suchen sollen. Eindrucksvoll geschildert 
          wird hier wieder einmal Skarres polizeilicher Instinkt, der ihn jedoch 
          an einer entscheidenden Stelle im Stich lässt sowie Sejers Geschick 
          beim Verhör des jungen Zip. Oft sind die beiden der Lösung 
          nah und übersehen sie letztlich doch.
          
          Als Leser leidet man mit; sowohl mit dem Täter-Opfer als auch mit 
          dem Opfer-Täter, die beide verbunden sind durch ihre gequälte 
          Seele. Durch diese Spiegelbildlichkeit verwahrt sich Karin Fossum gegen 
          das Verurteilen, das Einteilen in Gut und Böse. Die Grauzone der 
          menschlichen Psyche, so wird uns hier vor Augen geführt, ist weitaus 
          komplexer.
 "Stumme Schreie" von Karin Fossum
 
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Gunder Joman, Junggeselle in den 50ern, fährt 
          nach Indien und heiratet dort die Kellnerin Poona Bai. Nach ein paar 
          Wochen folgt sie ihm nach Norwegen. Doch an dem Tag, als Poona in Gardemoen 
          landet, hat Gunders Schwester Marie einen Autounfall und fällt 
          ins Koma. Gunder kann seine Poona nicht abholen und schickt den örtlichen 
          Taxifahrer Kalle. Doch der schafft es nicht mehr rechtzeitig bis zum 
          Flughafen und verpasst Poona. Am nächsten Morgen wird auf der Wiese 
          bei Hvitemoen eine verstümmelte Frauenleiche gefunden. Es gibt 
          nur wenige Stellen auf dem seidigen Stoff ihres fremdartigen, blaugrünen 
          Kleides, die nicht von Blut getränkt sind. Niemand scheint die 
          Tote in dem 2000 Seelen-Dorf Elvestad zu kennen. Kommissar Sejer und 
          Skarre umgibt eine Mauer des Schweigens.
          
          Karin Fossum lässt sich Zeit, ehe es zum grausamen Mord an Poona 
          kommt. Zunächst entwickelt sie in aller Ruhe das Bild Gunder Jomans 
          und seines Universums Elvestad. So formt sich beim Lesen ein Bild der 
          geographischen wie geistigen Enge der Dorfgemeinschaft, die es nicht 
          mag, wenn Fremde sich von außen in ihre kleine Welt einmischen 
          - selbst wenn es sich dabei um einen Mord handelt. Elvestad ist eine 
          geschlossene Gesellschaft mit festen Regeln und wer dagegen verstößt, 
          muss damit rechnen, ignoriert und isoliert zu werden. So wie Linda etwa, 
          die wichtige Beobachtungen zum Mord nach kurzem Zögern schließlich 
          doch der Polizei preis gibt und dafür mit völliger Isolation 
          und einem Überfall bezahlen muss. Das führt nur dazu, dass 
          die eh ständig nach Aufmerksamkeit lechzende Linda sich immer weiter 
          in ihre Liebe' zu Jacob Skarre hineinsteigert und bald auf eine 
          gefährliche Bahn gerät. Karin Fossum variiert darin das Motiv 
          des Mordes aus Liebe ein weiteres Mal, denn, so seltsam das auch anmuten 
          mag, in gewisser Weise war auch der Mord an Poona ein Mord aus Liebe 
          - aus verletzter Liebe, aus Enttäuschung und Wut, die aus Zurückweisungen 
          gespeist wurde.
          
          Was Liebe mit den Menschen macht und was die Menschen mit der Liebe 
          ist das zentrale Thema des Romans, das Karin Fossum auf verschiedenen 
          Ebenen durchspielt. Besonders eindringlich ist ihr dabei die Figur Gunder 
          Jomans gelungen, der lange Zeit nicht wahrhaben will, dass die furchtbar 
          misshandelte Frauenleiche seine Poona ist. Fossum zeichnet den Zusammenbruch 
          eines Mannes akribisch nach und das ist nervenaufreibender und spannender 
          als manch anderer Krimi im Ganzen. Gleiches gilt für die Figur 
          des Mörders, vor allem, weil Karin Fossum es auf den letzten Metern 
          wieder schafft, Zweifel zu sähen. Auch das gegenseitige Misstrauen 
          der Dorfbewohner, das sich gegenseitig Belauern, hat sie mit sicherem 
          Instinkt eingefangen. Im Mikrokosmos Elvestad sammeln sich Illusionen, 
          Träume, Hoffnungen, Verleugnungen, gute Absichten und zerstörerischer 
          Hass wie in einem Brennglas. Mit "Stumme Schreie" ist Karin 
          Fossum erneut ein Roman gelungen, der unter die Haut geht! 
 "Stumme Schreie" von Karin Fossum
 
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"Ein Meisterwerk", so bezeichnet die "Freundin" 
          Karin Fossums "Stumme Schreie". Nun, darüber lässt 
          sich streiten. Der Plot von "Stumme Schreie" ist übersichtlich 
          und klar strukturiert. Da sind zum einen die wohlbekannten Ermittler, 
          der wortkarge, ältere Kommissar Sejer und sein jüngerer, blondgelockter 
          Kollege Skarre. Man erfährt einiges über den Privatmann Sejer, 
          dessen Hund erkrankt ist und sich so Sejers sensible Seite offenbart. 
          Als Ermittler hingegen ist er knallhart und leitet Verhöre mit 
          Geschick.
          
          Doch von Beginn an:
          Im kleinen Elvestad geschieht ein grausamer Mord. Eine Inderin, die 
          auf der Reise zu ihrem norwegischen Mann war, wird grausam zugerichtet 
          aufgefunden. Der Roman beginnt mit der Suche des einfältigen Gunder 
          nach einer Frau im fernen Indien. Seine Geschichte und sein Leiden am 
          Mord nimmt großen Raum ein, bisweilen zu großen. Seine Schwester 
          fällt wegen eines Autounfalls just an dem Tag ins Koma als er seine 
          indische Frau vom Flughafen abholen möchte. Da er an ihrem Bett 
          wacht, kann er nicht zum Flughafen fahren. Von dort an nimmt das tödliche 
          Schicksal für Poona, die Inderin, seinen Lauf. Die Bewohner Elvestads 
          sind eine verschworene Gesellschaft, von der sich keiner einen Mörder 
          in ihren Reihen vorstellen kann oder will. Der Verdacht fällt schließlich 
          auf einen jungen Bodybuilder. Trotz relativ schwacher Indizien wird 
          er verhaftet und gesteht Sejer nach tagelangen Verhören den Mord. 
          Das Geständnis wird jedoch widerrufen. Enttäuschenderweise 
          endet damit der Roman, nicht aber ohne einen weiteren möglichen 
          Täter ins Spiel gebracht zu haben. Soll dies nun zeigen wie schwer 
          es ist einen Täter zu finden? Ist dies ein "kriminalphilosophischer" 
          Roman? Geht es um Kritik am polizeilichen Ermittlungsstil allgemein? 
          Oder ist es einfach nur ein offenes Ende, damit der Leser sich sein 
          eigenes Bild machen kann?
          Ich als Krimileserin möchte aber bitteschön KEIN offenes Ende. 
          Der "Böse" soll gefasst werden, die "Guten" 
          sollen gewinnen. Es ist schwer mit Uneindeutigkeiten zu leben. Vielleicht 
          ist es genau das, was uns Karin Fossum beibringen möchte.
 "Fremde Blicke" von Karin Fossum
 
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"Fremde Blicke" knüpft da an, wo "Evas 
          Auge" aufgehört hat: Mit dem Verschwinden der sechsjährigen 
          Ragnhild. Kommissar Sejer und sein Kollege Skarre machen sich auf den 
          Weg in das abgelegene norwegische Dorf, um die seit fünf Stunden 
          vermisste Ragnhild zu suchen. Zur Erleichterung aller taucht Ragnhild 
          gerade, als Sejer und Skarre die Hoffnung aufgegeben haben, wieder unversehrt 
          auf. Erleichtert machen sich Sejer und Skarre zurück auf den Weg 
          in die Stadt, doch Ragnhild hat in der Zeit ihres Verschwindens eine 
          grausame Entdeckung gemacht: Am Ufer des Schlangenweiher liegt eine 
          Frauenleiche. Bei der Toten handelt es sich um Annie Holland, 15 Jahre. 
          Niemand kann sich erklären, wieso. Denn Annie galt als liebenswert 
          und äußerst hilfsbereit. Doch als Sejer die letzten Wochen 
          Annies rekonstruiert, stellt sich heraus, dass sich das junge Mädchen 
          in dieser Zeit sehr verändert hatte - sie war plötzlich tieftraurig, 
          wankelmütig und launisch geworden. Wie passt das zusammen? Im Laufe 
          seiner Ermittlungen stößt Sejer auf einen weiteren tragischen 
          Unglücksfall, der erst wenige Monate zurückliegt. Hat der 
          Mord an Annie etwas mit dem Tod des knapp zweijährigen Eskil zu 
          tun?
          
          Deutlicher als in "Evas Auge" rückt hier die Perspektive 
          des ermittelnden Kommissars in den Vordergrund, jedoch weniger in Form 
          ermüdender, langwieriger Polizeiarbeit mit vielen Besprechungen 
          denn mehr in Form der Gedanken und Gefühle, die dieser Fall bei 
          Kommissar Sejer auslösen. Psychologisch nuanciert sind auch die 
          Bilder, die Karin Fossum von den Bewohnern des Dorfes zeichnet: Annies 
          Eltern, Annies Freund Halvor, der mongoloide Raymond, der von seiner 
          Frau verlassene Johnas und Junggeselle Frantzer. Deren Gedanken- und 
          Gefühlswelt breitet sich dem Leser wie eine Landkarte aus. Motive 
          und Triebe, die hinter den Handlungen stehen, werden glaubwürdig 
          und sensibel analysiert und offengelegt.
          
          Am Ende bleibt der Zweifel, ob der des Mordes Überführte tatsächlich 
          Annies Mörder ist oder ob nicht jemand anderes, der vielleicht 
          gerade im Begriff ist, ein weiteres schreckliches Verbrechen zu begehen, 
          die Tat begangen hat. Vielleicht ist er aber auch nur für das Arrangement 
          der Leiche verantwortlich? Ragnhild jedenfalls steigt erneut in sein 
          Auto und [n]iemand hatte sie gesehen. Beklemmend und beunruhigend zugleich. 
          Ein verstörender Roman.
 "Wer hat Angst vorm bösen Wolf" von Karin Fossum
 
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Der Sommer hat sich mit seiner flirrenden Hitze über 
          den kleinen norwegischen Ort Finnemarka gelegt. Da wird in der Einsamkeit 
          ihrer Kate die alte Halldis Horn erschlagen aufgefunden. Kannick, etwa 
          12 Jahre alt, meldet den grausamen Tod dem Dorfpolizisten und berichtet 
          auch von Erkki, Anfang 20 und frisch der psychiatrischen Anstalt entflohen, 
          den er am Tatort gesehen hat. Etwas später macht sich Kommissar 
          Sejer auf den Weg zur Arbeit. Ihm begegnet an diesem heißen Morgen 
          ein junger Mann, der seine Aufmerksamkeit erregt. Kurz darauf wird die 
          Bank überfallen und eine Geisel genommen. Jetzt gilt es, einen 
          Mörder und einen Bankräuber zu fassen und von Errki fehlt 
          jede Spur.
          
          Wieder einmal führt Karin Fossum uns tief in die Seele der Protagonisten. 
          Vielleicht ist Errki tatsächlich schizophren, aber er hat ein untrügliches 
          Gespür, wenn es darum geht, in den Menschen, ihren Ängsten 
          und Gefühlen zu lesen. Vielleicht ist Morgan, der Bankräuber, 
          ein Krimineller, aber er entlockt Errki als einziger das Geheimnis seines 
          Wahnsinns. Vielleicht ist Kannick ein zwölfjähriger, viel 
          zu dicker Junge, der in einer Besserungsanstalt lebt, morgen norwegischer 
          Meister im Bogenschießen und vielleicht ist Kommissar Sejer morgen 
          kein einsamer Mann mehr.
          
          Die Gedanken- und Gefühlswelt dieser vier Hauptdarsteller nimmt 
          wie schon in den vorangegangenen Krimis mehr Raum ein als detaillierte 
          Polizeiarbeit. Schritt für Schritt bringt Karin Fossum uns vor 
          allem die drei Jungs näher, die eigentlich niemand will, die Außenseiter 
          sind und die niemand liebt. Es sind diese drei Schicksale der Täter, 
          die zugleich Opfer sind, die auf tragische Weise miteinander verknüpft 
          sind und die an diesem heißen Sommertag wenigstens einander finden, 
          wenn sie sonst schon niemand haben will: Irgendwie gehörten wir 
          zusammen, wir drei. Poetisch und spannend erzählt.
 "Evas Auge" von Karin Fossum
 
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Karin Fossum wirft uns direkt ins Geschehen - aus der 
          Perspektive Kommissar Sejers - und beginnt mit dem dramatischen Showdown: 
          Eva auf der Flucht. Noch wissen wir nicht vor wem und warum, doch Kommissar 
          Sejer ist ihre Rettung. Das erste Kapitel endet mit Evas Beginn ihrer 
          Aussage auf der Wache.
          
        
| Buchtipp | 
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 Zeitsprung: Ein paar Tage vorher, Eva beim Spaziergang am Fluss mit 
          ihrer kleinen Tochter Emma. Eva und Emma finden eine Leiche im Fluss, 
          doch Eva meldet den grausamen Fund nicht der Polizei. Warum? Das bleibt 
          zunächst unbeantwortet, statt dessen wird retrospektiv mal aus 
          Evas, mal aus Kommissar Sejers, meist jedoch aus Evas Perspektive erzählt 
          und die Geschehnisse bis zu Evas überstürzter Flucht rekapituliert. 
          Dann, nach Evas Rettung durch Kommissar Sejer, erfolgt Evas erschütternde 
          Beichte auf der Wache. Erzählt wird, wie aus einem "ganz normalen", 
          keineswegs kriminellen, Menschen zunächst ein Dieb und dann ein 
          Mörder wird. Das geschieht auf äußerst feinfühlige 
          Art. Hier wird niemand bloßgestellt, aber auch nicht entschuldigt. 
          Doch empfindet man Sympathie für Eva, die durch Zufall in ein Verbrechen 
          hineingerät und sich dann demSog nicht mehr entziehen kann. Es 
          reißt sie förmlich mit. Sie ist nicht mehr Herr ihrer Sinne, 
          jedenfalls teilweise. Sie erschreckt über sich selbst, über 
          das, was sie zu tun in der Lage ist. Was ist Moral? Aber feige will 
          sie nicht sein. Deshalb muss sie etwas tun, deshalb muss sie ihre Freundin 
          Maja Durban rehabilitieren. Doch Eva ist keine Heldin, das Ende tragisch. 
          Sie hat alles verloren, was ihr wichtig war. 
          
"Evas Auge" ist eine psychologische Studie, die auf eindringliche 
          Weise beschreibt, wie das Leben den Menschen mitspielt. Es wird die 
          Frage nach der Möglichkeit sein Leben tatsächlich selbst zu 
          bestimmen aufgeworfen - wieviel Einfluss haben wir tatsächlich 
          auf unser Leben? Wird nicht doch alles vom Zufall bestimmt? Und was 
          ist es, dass manche Menschen zu Verbrechern macht und andere nicht?
          
"Es gibt eine Art Schwelle, die sie überschreiten müssen", 
          sagte ihr Vater nachdenklich. Ich wüßte gern, worin die besteht, 
          was dazu gehört. Warum manche sie überschreiten, während 
          andere nicht einmal im Traum daran denken würden." "Das 
          kann alles passieren", sagte Eva. "Das entscheidet der Zufall. 
          Und sie überschreiten die Schwelle sicher auch nicht - sie rutschen 
          darüber. Sie sehen sie erst, wenn sie auf der anderen Seite sind, 
          und dann ist es zu spät." (S.303)
          
          Hier steht kein ermittelnder Kommissar und keine langwierige Polizeiarbeit 
          im Vordergrund, statt dessen ein Mensch, der aus der Bahn geworfen wird 
          durch ein Ereignis, das jeden aus der Bahn werfen könnte. Man erschreckt, 
          weil man erkennt, so hätte auch ich handeln können. Die Figur 
          der Eva und ihre psycho-soziale Situation, die Not, in der sie sich 
          befindet, ist glaubwürdig und sensibel beschrieben.
 "Fremde 
          Blicke" von Karin Fossum
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          Blicke" von Karin Fossum|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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Das erste Buch, das ich von Karin Fossum gelesen habe. 
          Ich gebe zu, sie hatte von vornherein schon einen kleinen Stein bei 
          mir im Brett, kommt sie doch aus Norwegen. Aber ich habe mich dann doch 
          schnell wieder um Objektivität bemüht. Und dann sog mich dieses 
          Buch geradezu auf. Sehr dicht erzählt, mit immer wieder neuen Wendungen 
          und eine Spannung, die sich nicht nur langsam immer mehr aufbaut, sondern 
          zwischendrin durch geschickt eingeflochtene Details immer wieder spitze 
          Ausschläge zeigt. Fossum spielt geradezu mit einem als Leser führt 
          zur Entspannung nur um einen dann im nächsten Moment wieder durch 
          die Enthüllung eines weiteren Details zu schocken. Mögliche 
          Täter gibt es reichlich, so daß man zwar Ahnungen entwickelt, 
          dann aber im weiteren Verlauf des Romans feststellt, die Ahnung war 
          wohl doch nicht richtig und weiter geht das große Raten.
          Absolut empfehlenswert!
          Ich werde auf jeden Fall bald den Roman mit dem ersten Fall von Kommissar 
          Sejer lesen, denn schon der zweite Krimi in dieser Reihe - eben "Fremde 
          Blicke" - bezieht sich immer mal wieder darauf und die Grundlage 
          hätte ich dann gern, bevor ich den dritten Fall lese. Übrigens, 
          Kommissar Sejer ist mir (bisher) ausgesprochen sympathisch - mehr als 
          die Kommissare Wallander und Van Veeteren - obwohl die natürlich 
          auch nicht schlecht sind ... ist halt Geschmackssache und über 
          den läßt sich bekanntlich trefflich streiten.