Der Schatten eines Mörders
          Der Ex-Kommissar Verner  Lindgren trägt den ganzen Hass in sich. Und seine Welt ist kurz davor zu  explodieren. Als in seinem Viertel ein Selbstmord geschieht, der sich aber bald  als Mord herausstellt, kommt auch sein Name ins Spiel. Seine Vergangenheit  prädestiniert ihn zu einem Verdächtigen. Als er noch im Polizeidienst war, hat  er einige Schatten der Vergangenheit windelweich geprügelt. So lange, bis er  gezwungen wurde, die Polizeiarbeit zu verlassen, denn es häuften sich die  Beschwerden. Drei Jahre sind nun vergangen, seit er vom Dienst suspendiert  wurde, seine Medizin nahm, die ihn ruhig stellte und er vor sich hin lebte.
          
          
          „Alles ging sehr schnell.  Der Mann ließ die Tasche fallen, hob die Hand und schlug die Frau. Sie hielt  beide Hände vors Gesicht, doch der Mann schlug weiter. Die Frau, schwer  getroffen, sank in sich zusammen und der Mann verpaßte ihr noch zwei, drei  weitere Schläge…. Verner sah alles aus der Überführung aus. Die Frau lag auf  dem Bürgersteig, und der Mann starrte auf sie hinunter, mit leicht erhobenen  Händen, bereit zu neuen Schlägen.
          Dann ging Verner davon…Etwas  war dabei, nach ihm zu greifen, ein erstickendes Gefühl, eine zunehmende Angst.  Wieder sah er die verprügelte Frau vor sich, den drohenden Mann, und erlebte  seine eigene Schwäche, seine Feigheit. Als er seinen Aussichtsplatz auf dem  Fußgängerüberweg verließ, hatte er nichts gefühlt. Für eine lange Zeit, für  mehrere Jahre vielleicht sogar, war er nicht mehr in die Nähe seines alten  Zorns gekommen. Nun näherte der sich, und er kam in Form von Erschrecken und  verwandelte sich in Selbstverachtung und Schuld.
          
          Als sich unerklärliche  Todesfälle immer an Männern verübt, häufen sind jedenfalls Verner Lindgren und  seine frühere Kollegin Margret Mattsson davon überzeugt, dass hier ein Mörder  sein Unwesen treibt. Ebenso davon, dass er, Verner Lindgren, allein in der Lage  ist, die Mordserie zu beenden. Durch sein Bewußtsein strömen disparate  Gedanken. Er setzt seine Tabletten ab und stellt sich den Schatten seiner  Vergangenheit. Es geht um die Mißhandlung von Frauen, um richtige und  wiederholte Gewalt.
          
          
                  
                  
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Braucht es einen Polizisten  mit der Psyche eines Täters, um einer solchen Person auf die Schliche zu  kommen? Wer ist der Mörder der Männer, die ihre Frauen mißhandeln? Die, die  Gewalt gegen Frauen kennen, werden extrem sensibel für diese Gewalt. Sie fühlen  es im Voraus, sie haben einen siebten Sinn für so etwas. Und das liegt daran, dass  sie eine große Schuld mit sich tragen. Sie haben dagestanden und waren  gezwungen, mit anzusehen, wie die eigene Mutter geschlagen wurde, und sie  konnten nichts tun, weil sie noch so klein und schwach waren. Soweit die  Theorie von Lindgren. Und seine Kollegin Mattsson, die die Hilfe von Lindgren  annimmt und ihn leitet, teilt diese Theorie.
  
  Und so erfährt man in diesem  Kriminalroman viel über die alltägliche Gewalt gegen Frauen, Über die, die sie  ausüben, über die Frauen, die sie stumm erleiden oder die aufbegehren und über  die Kinder, die hilflos dieser Gewalt gegenüberstehen.
  
  Erik Erikssons literarischer  Durchbruch gelang ihm mit „Råttornas vinter“, einem Buch über Kinderprostitution in Stockholm. Er  war Lehrer, arbeite beim schwedischen Fernsehen machte unter anderem Reportagen  über den Vietnam-Krieg, die ihn in vielen Ländern bekannt machte.  Er hat etwa 40 Bücher geschrieben, darunter  Jugendbücher und Romane, mehrere Kriminalromane, von denen auch einer verfilmt  wurde.
          
          
Vielen Dank an Jürgen Ruckh aus Esslingen
      © Juli 2009 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien