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 "Der Ruf 
          des Raben" von Kerstin Ekman
 "Der Ruf 
          des Raben" von Kerstin Ekman|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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        Als er auf dem dichten grünen Moos unter den Wurzeln einer Birke 
        erwacht, hört er in der Ferne leise strömendes Wasser. Skymt 
        ist ein Wesen des Waldes, er hat überlebt, und der Baum hat ihn vor 
        dem Tod bewahrt. Doch noch immer herrscht Krieg zwischen den Völkern 
        der Wölfe und der Bären. Niemand kann sich an den Ursprung dieses 
        Kampfes erinnern, aber es will ihn auch niemand verloren geben. So schließt 
        Skymt sich dem Wolfsvolk an - bis er sich in Sjorpha verliebt, eine Tochter 
        des Bärenvolks. Als die beiden ihren ersten Sohn erwarten, müssen 
        sie in einem Kahn den Strom hinabfliehen. Ihr Kind aber geht auf der Flucht 
        verloren, und eine lange, wechselhafte Suche beginnt. Der waldreiche, 
        menschenleere Norden Schwedens ist der Schauplatz der großen Romane 
        von Kerstin Ekman. Dorthin verlegt sie auch den "Ruf des Raben".
        
        Wie (fast) immer bei schwedischen Autoren und bei Kerstin Ekman spielt 
        auch in "Der Ruf des Raben" die Natur eine große Rolle. 
        Eigentlich hat sie in diesem Roman sogar die Hauptrolle inne, denn Menschen 
        tauchen nur am Rande der Erzählung auf, um mal Feuer zu machen und 
        Unordnung zu hinterlassen. Doch dann verschwinden sie wieder und alles 
        wird wieder ruhig. Stattdessen nehmen Wolfs- und Bärenvolk, Skymt 
        und Sjorpha, die Hauptrolle ein und trotz einiger detaillierter Beschreibungen 
        der beiden Protagonisten wird bis zum Schluss nicht ganz klar, was für 
        Wesen die beiden nun genau sind. In jedem Fall sind sie Wesen des Waldes 
        und so wie Skymt und Sjorpha, so behandelt Kerstin Ekman in "Der 
        Ruf des Raben" auch den Wald, die Natur an sich, wie ein eigenständiges, 
        fühlendes Wesen. So wird die Gebirgslandschaft Nordschwedens hier 
        mehr als nur Kulisse. 
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        Allerlei märchenhafte Gestalten bevölkern den Wald und auch 
        die Suche Gollies und Silpes, den späteren Kindern von Skymt und 
        Sjorpha, erinnert stark an die mit einer Suche verbundene Bewährungsprobe 
        in Märchen. Die Zwillinge Gollie und Silpes jedenfalls besitzen genug 
        Mut, Abenteuerlust und Witz, um die Herausforderung zu bestehen. Damit 
        können sie am Ende ihre je eigenen Wege gehen und auch für Skymt 
        und Sjorpha schließt sich der Kreis.
        
        "Der Ruf des Raben" ist damit auch in hohem Maße eine 
        Fabel, die in knappen Beschreibungen unsere Welt und unsere Gegenwart 
        reflektiert. Es geht um die letztlich alle Hindernisse überwindende 
        Liebe genauso wie um Hass, Neid und Krieg, dessen Sinnlosigkeit dadurch 
        einsichtig wird, dass sich niemand mehr an den eigentlichen Grund der 
        Auseinandersetzung erinnern kann.
        
        All das hat Kerstin Ekman auf knappe 230 Seiten verdichtet, aber trotzdem 
        blieben für mich Skymt und Sjorpha irgendwie gesichtslos. Will man 
        einen Fantasyroman schreiben, muss man sich sicher nicht ausführlichen 
        Beschreibungen bzw. Erfindungen ganzer Welten à la Tolkien hingeben. 
        Dennoch ist es meiner Meinung nach Kerstin Ekman nicht ganz gelungen, 
        die poetischen Naturbeschreibungen und die wie Farbtupfer hingeklecksten 
        Details in der Beschreibung von Skymt und Sjorpha zu einem Ganzen zu vereinen. 
        Skymt und Sjorpha verlieren sich in meiner Phantasie hinter den Nebelbänken, 
        die die Gebirgsgegend Skymts und Sjorphas so oft durchziehen. Man kriegt 
        sie irgendwie nicht ganz zu fassen - aber vielleicht war das ja auch Absicht? 
        Wer weiß.
        
        Die Sprache ist zugleich schlicht (z.B. in den einleitenden Kapitelpassagen) 
        und einfallsreich, finden sich doch in "Der Ruf des Raben" etliche 
        phantasievolle neue Wortschöpfungen, die wohl dem norrländischen 
        Dialekt entstammen. Diese Mischung aus Einfachem und Phantastischem hat 
        zweifelsohne ihren Reiz und stellt einmal mehr Kerstin Ekmans Erzähltalent 
        unter Beweis. Damit ist "Der Ruf des Raben" bestens als nebulös 
        schöne Lektüre für die ersten trüben Novembertage 
        geeignet!
 "Die Nacht 
          vor dem Mord" von Kerstin Ekman
 "Die Nacht 
          vor dem Mord" von Kerstin Ekman|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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          Kommissar Viggo Bredberg wird in seinem Urlaub in einen Mordfall verwickelt, 
          denn ein junger Mann ist bei Dreharbeiten erschossen wurden und die 
          einheimischen Kollegen bitten ihn um Hilfe. Bredberg kommt ein zehnjähriges 
          Mädchen zu Hilfe, welches einen weiteren Toten gesehen hat, der 
          aber wieder verschwunden ist. Hierbei könnte es sich um den verschwundenen 
          Jazzmusiker Staffan Wingmann handeln. Freunde und Kollegen glauben jedoch 
          nicht an dessen Tod und so steht Bredberg wieder am Anfang, weil er 
          keine Leiche hat
          
          "Die Nacht vor dem Mord" war 1959 Kerstin Ekmans Debüt 
          als Kriminalschriftstellerin und eigentlich ist der Roman aus heutiger 
          Sicht nicht mehr besonders bemerkenswert. Wie alle Romane Kerstin Ekmans 
          ist auch "Die Nacht vor dem Mord" "ein Kind seiner Zeit" 
          und wirkt aus heutiger Sicht sehr betulich, ja vielleicht sogar etwas 
          angestaubt und antiquiert. Weder möchte man sich als Leserin jedenfalls 
          mit Kommissar Viggo Bredbergs Männer- noch mit seinem Frauenbild 
          sowie dem Frauenbild im Allgemeinen in diesem Roman besonders gerne 
          identifizieren. Aber all das, was Kerstin Ekmans spätere Romane 
          so sehr auszeichnet, nämlich die äußerst feine und genau 
          beobachtete Personenzeichnung, das Studium der Charaktere und des Milieus, 
          ist letztlich auch in "Die Nacht vor dem Mord" bereits angelegt 
          und deswegen ist dieser erste Roman, gerade weil er heute so beschaulich 
          daherkommt, doch wieder von Interesse, und zwar als Zeitdokument.
          
          Kaum ein anderer Autor vermag es, Menschen, Stimmungen und Zeitgeist 
          so pointiert einzufangen wie Kerstin Ekman. Es ist beachtlich, wie sehr 
          sie ihr Handwerk von mal zu mal perfektioniert und einfach immer besser 
          wird. Spannend wird "Die Nacht vor dem Mord" daher vor allem 
          in der Retrospektive und im Vergleich mit ihren anderen Werken.
 "Die Totenglocke" 
          von Kerstin Ekman
 "Die Totenglocke" 
          von Kerstin Ekman|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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          Blutrot stehen die Espen und Ahornbäume gegen den kaltblauen Himmel. 
          Morgen würde die alljährliche Jagd beginnen. Diesmal müssen 
          sie noch Klas Bodin vom Zug abholen. Die angeheiterte Jagdgesellschaft 
          nimmt den Weg durch den Wald - und überfährt versehentlich 
          eine Frau. Die Männer versuchen das Geschehen zu vertuschen, doch 
          es gibt einen Mitwisser: Klas Bodin. Die Jagd bietet Gelegenheit, sich 
          Bodins zu entledigen. Aber der ist clever und skrupellos...
          
          Kerstin Ekmans Krimi "Die Totenglocke" aus dem Jahr 1963 könnte 
          man auch als eine "Chronik eines angekündigten Mordes" 
          lesen, denn alle Gedanken der an der Jagd Beteiligten kreisen nur darum, 
          wie man sich des unliebsamen Mitwissers Klas Bodin entledigen könnte, 
          der seine Kumpel mit der Fahrerflucht erpresst. Hier zeigt sich ganz 
          deutlich, dass Charakter- und Milieustudien für Ekman immer wichtiger 
          wurden als ein bloßer Krimi-Plot.
          
          Klas Bodin ist nämlich nicht nur über weite Strecken des Romans 
          quicklebendig, sondern im Vordergrund der Erzählung steht vor allem 
          die Psyche der Jagdgesellschaft nach dem Unfall mit Todesfolge. Vor 
          allem Måns, der den Bus in angeheitertem Zustand fuhr und für 
          den Tod der Frau verantwortlich zeichnet, steht dabei mit all seinen 
          Gewissensbissen und seiner seelischen Pein im Mittelpunkt. Daneben porträtiert 
          Ekman die auch Anfang der 60er noch männlich dominierte ländliche 
          Gesellschaft Schwedens. Da ist mit Georg Mård der Großgrundbesitzer 
          ebenso vertreten wie der "schöne Förster" Emil Emilsson, 
          der stets neue Haushaltshilfen hat, der arbeitsame, aber etwas naive 
          Anders Flod, der mit seiner ebenfalls äußerst fleißigen 
          finnischen Frau ein Kind nach dem anderen produziert und auf keinen 
          grünen Zweig kommt, Rickard, der es sich als Verwalter des Anwesens 
          der beiden Schwestern Klas Bodins gut gehen lässt und mit dem Klas 
          also noch eine Rechnung auf hat, Måns Westling, Anfang 30 und 
          eigentlich ein guter Kerl wie schließlich der alte Gustaf åkerman, 
          der mittlerweile Pensionär ist und eine Vergangenheit als Wilddieb 
          hinter sich hat. Auch mit ihm hat Klas Bodin noch ein Hühnchen 
          zu rupfen. Beste Voraussetzungen also, um eine feine Mordintrige zu 
          spinnen!
          
        
| Buchtipp | 
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 Frauen spielen in dieser Welt nur am Rande eine Rolle. Einzig Eva, Måns 
          Frau, gewinnt etwas an Kontur und hat mit ihrer Bitte, Gustaf möge 
          doch an der bevorstehenden Treibjagd teilnehmen vielleicht ihren Beitrag 
          - unbewusst - zum Tode von Klas Bodin geleistet , aber insgesamt bleiben 
          die Frauenfiguren hier blass und fristen ihr Dasein hauptsächlich 
          im Haus und in der Küche oder auf dem Hof. Zum Verhängnis 
          für die eingeschworene Jagdgesellschaft wird außerdem noch 
          Vilborg, die Haushälterin Georg Mårds, denn natürlich 
          haben die Männer nicht daran gedacht, dass Vilborgs Beobachtungen 
          ihre Aussagen konterkarieren könnten. Insofern leisten diese beiden 
          Frauenfiguren durchaus einen enormen Beitrag zum Handlungsverlauf, bleiben 
          aber dennoch weitestgehend unsichtbar für den Leser.
          
          Parallel zur Mordintrige an Klas Bodin wird im Hintergrund die Geschichte 
          des schon legendären, geradezu mythischen Flyrmyran-Hirsch erzählt, 
          der durch seine enorme Größe sowie durch sein Geschick, immer 
          wieder dem Gewehr Gustafs zu entkommen, beeindruckt. Niemand außer 
          Måns und Gustaf hat ihn bisher zu sehen bekommen. Somit ist klar, 
          dass der Hirsch Måns' und Gustafs Geschichte ist, der ihre Beziehung 
          zueinander bestimmt. Ihn zu erlegen ist die letzte große Aufgabe, 
          die Gustaf sich gestellt hat. Am Ende hat er ihn direkt vor der Linse, 
          doch Måns, inzwischen aus dem Gefängnis zurückgekehrt, 
          bittet Gustaf im letzten Moment, ihn am Leben zu lassen. Diese Handlung 
          ist für beide zugleich im metaphorischen Sinn der letzte Akt der 
          Absolution und Katharsis. Måns nämlich hat mittlerweile durchschaut, 
          wie der Tod Klas Bodins schließlich tatsächlich zustande 
          gekommen ist und spricht mit dem Wunsch, den Hirsch am Leben zu lassen, 
          auch Gustaf die Absolution aus. So findet die Geschichte trotz zweier 
          Toter und mehreren zerstörten Existenzen doch noch ein versöhnliches 
          Ende.
 Katrineholm-Tetralogie 
          von Kerstin Ekman
Katrineholm-Tetralogie 
          von Kerstin Ekman|  |     | 
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 Zwischen 1974 und 1983 sind die als Katrineholm-Tetralogie 
          bekannt gewordenen Romane Hexenringe, Springquelle, Das Engelhaus und 
          Stadt aus Licht entstanden.
          
          Die Romanserie beginnt in den Jahren um 1870 und beschreibt, wie der 
          Bau einer Eisenbahnlinie die Menschen, die an ihr leben, beeinflusst 
          und wie allmählich eine Stadt erwächst. Dabei sind es vor 
          allem die Frauen, auf die Kerstin Ekman ihr Augenmerk legt. Tora Lans 
          ist Protagonistin der ersten beiden Bände, die stellvertretend 
          die neue Zeit mit viel Mut und Selbstvertrauen für sich und ihre 
          eigenen Ziele nutzt. Ein Schicksal als Dienstmädchen wie ihre Mutter 
          und Großmutter es erlebt haben, will sie nicht einfach so hinnehmen.
          
          Mit starkem Willen und noch größerem Arbeitseifer meistert 
          Tora ihr Leben und eröffnet in Springquelle schließlich eine 
          Backstube im Keller und später sogar ein Café. So veranschaulicht 
          Kerstin Ekman die Industrialisierung Schwedens anhand von Frauenfiguren 
          wie Tora und setzt damit gleichzeitig einen markanten Kontrapunkt. Während 
          die äußere Stadt immer weiter wächst und eine von Verwaltern, 
          Fabrikanten und Bahnbeamten männliche Welt Form annimmt, entsteht 
          parallel dazu eine innere Welt der Frauen und Kinder, die Kerstin Ekman 
          der äußerlichen Männerdominanz entgegensetzt. Diese 
          innere Welt der Frauen ist vor allem die Welt der Arbeiterklasse, so 
          dass auch hier die gesellschaftlichen Gegensätze ihre Entsprechung 
          finden.
          
          Dabei werden der Arbeitsalltag der Frauen, ihre Sorgen, ihre Armut und 
          ihr Hunger in geradezu naturalistischer Manier beschrieben. Die Schilderungen 
          sind detailreich und äußerst sachkundig, wie Kerstin Ekman 
          immer wieder beschieden wurde. Das macht es manchmal freilich etwas 
          zäh zu lesen, aber Kerstin Ekman versteht es daneben hervorragend 
          spannende Geschichten zu erzählen mit Menschen, die einem im Laufe 
          des Buches immer mehr ans Herz wachsen.
          
          Während Hexenringen und Springquelle als kollektive Romane an die 
          Tradition der Oral Poetry anknüpfen, konzentriert sich Ekman in 
          den folgenden zwei Bänden immer mehr auf das Innenleben der Figuren 
          und wechselt in Stadt aus Licht auch erzählerisch in die Ich-Form. 
          Das Engelhaus und Stadt aus Licht spielen in den ersten Jahrzehnten 
          des 20. Jahrhunderts, u.a. während des 2. Weltkrieges. Somit sind 
          die Figuren hier stark vom Großstadtmilieu geprägt. Das wiederum 
          hat Auswirkungen auf ihr Verhältnis zum Leben, auf ihre Verortung 
          und Orientierung im Leben. Die Frauen dieser neuen Generation plagt 
          vielleicht nicht mehr so sehr der rein physische Hunger, als vielmehr 
          ein Lebenshunger anderer Art, dessen Kehrseite die Todessehnsucht ist.
          
          So sucht im letzten Teil der Tetralogie Ann-Marie ihre Tochter Elisabeth 
          und diese Suche entpuppt sich dabei auch als metaphorische Suche nach 
          den eigenen Wurzeln. Jahrzehnte der Industrialisierung haben den modernen 
          Menschen seiner Herkunft entrissen, ihn entwurzelt und ein stückweit 
          heimatlos gemacht. Es gilt, sowohl seine Identität als auch Integrität 
          wieder zu finden.
 "Zum Leben 
          erweckt" von Kerstin Ekman
 "Zum Leben 
          erweckt" von Kerstin Ekman|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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 Auch in diesem Roman Kerstin Ekmans stehen vor allem 
          wieder Frauen im Mittelpunkt des Geschehens. Da ist zunächst die 
          Witwe Oda Arpman, die gleichsam das Herz der Frauengruppe bildet. In 
          ihrem Haus treffen sich Sigge, Kajan, Ulla, Blenda, Sylvia und Ruth, 
          um zu reden und zu diskutieren. Vorbild ist die Gruppe Krilon aus einer 
          Romantrilogie des schwedischen Nobelpreisträgers Eyvind Johnson. 
          Die Romane um Krilon und seine intellektuelle Männergruppe sind 
          in den 40er Jahren entstanden und spiegeln die Zeit des Zweiten Weltkrieges 
          in Schweden wider. So dient diese Trilogie Kerstin Ekman als Folie, 
          die "Zum Leben erweckt" unterliegt. Gleichzeitig baut sie 
          Eyvind Johnson geschickt in ihre eigene Geschichte ein und schafft damit 
          die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart. Denn, so erzählt 
          Oda, Eyvind Johnson habe einmal ihren Ehemann getroffen, vielleicht 
          mit ihm geredet und ihn vielleicht zu der Geschichte um die Gruppe Krilon 
          inspiriert. In dieser Frauengruppe, der Johnsongruppe, ist es jedenfalls 
          vor allem Oda, die redet und dominiert, weshalb sich auch bald Ruth 
          von der Gruppe distanziert wie sich die Johnsongruppe überhaupt 
          im Auflösungsstadium befindet.
          
          Sigge ist die jüngste in der Gemeinschaft und arbeitet an einer 
          Abhandlung über just Eyvind Johnson. Kajan arbeitet eigentlich 
          als Nählehrerin an einer Grundschule und trägt ein Geheimnis 
          mit sich herum, das ihr immer mehr zur Last wird, an der sie zerbricht. 
          Ullas herausragendste Eigenschaft ist die, dass sie die Gedanken anderer 
          Leute lesen kann - manchmal zumindest. Blenda gerät in eine lebensgefährliche 
          Geschichte, als sie ein altes Seidentuch restauriert und Sylvia sucht 
          in Gewölben unter der Altstadt nach archäologischen Ausgrabungen. 
          Am Ende wird sie mit ihrem senilen Mann Cyrius konfrontiert.
          So unterschiedlich diese Frauen auch sind, so haben sie doch eines gemeinsam: 
          Sie fühlen sich unsicher, allein und ängstlich angesichts 
          der Zeit, in der sie leben. Das letzte Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts 
          hat begonnen und wieder herrscht Krieg in Europa, der Angst und Schrecken 
          verbreitet. Alte Erinnerungen, gut verdrängt geglaubt, werden wieder 
          lebendig. Der Jugoslawienkrieg ist die pure Gewalt per se, steht aber 
          auch stellvertretend für die Verrohung der Gesellschaft im Allgemeinen. 
          Die Frage, die der Roman aufwirft, ist, wie wir uns dazu verhalten. 
          Aus den Kommentaren, Geschichten und Anekdoten dieser Frauen erwächst 
          im Verlauf des Romans schließlich ein vielstimmiges vom weiblichen 
          Blick geprägtes Weltbild, das dem Krieg der Männer entgegensteht.
          
          Parallel dazu werden im Grunde genommen mindestens zwei weitere Geschichten 
          erzählt: Erstens die Geschichte eines kleinen Mädchens, das 
          seine Schwester verliert; zweitens tritt "Zum Leben erweckt" 
          selbst in eine Art Dialog mit Johnsons Widerstandsreihe, den Krilon-Romanen. 
          Gezeigt wird beide Male, wie eine Welt angesichts eines Krieges aus 
          den Fugen gerät und wie mächtig oder ohnmächtig das rationale 
          Diskutieren und Reflektieren dem gegenübersteht. Auf der einen 
          Seite finden wir das Ideal des Humanismus, auf der anderen die Realität 
          des Krieges sowie die von technischer Kühle geprägte menschliche 
          Existenz am Ende des 20. Jahrhunderts. Immer wieder wird so Vergangenes 
          und Gegenwärtiges miteinanderverflochten und zueinander in Beziehung 
          gesetzt. 
          
          Es mischt sich schließlich noch das Mordmotiv ein - "Zum 
          Leben erweckt" ist keine leichte Kost, zieht den Leser aber sofort 
          in seinen Bann. Die Geschichte trägt und zusammen mit den Figuren 
          entfaltet der Roman ungeheure Kraft. "Zum Leben erweckt" verdient 
          es unbedingt, gelesen zu werden!
 "Geschehnisse 
          am Wasser" von Kerstin Ekman
 "Geschehnisse 
          am Wasser" von Kerstin Ekman|  |  HIER DIREKT BESTELLEN | 
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        Mittsommer 1973: Annie Raft kommt zusammen mit ihrer 6jährigen Tochter 
        Mia in dem kleinen norrländischen Dorf Svartvattnet an. Hier will 
        sie ihren Freund Dan treffen, um mit ihm zusammen in einer Hippie-Kommune 
        etwas außerhalb des Dorfes zu leben. Doch Dan kommt nicht. So macht 
        Annie sich mit Mia allein auf den Weg und irrt in der zwielichtigen Mittsommernacht 
        durch den Wald. Auf ihrer Wanderung begegnet ihr Johan Brandberg, 16 Jahre, 
        der vor der dumpfen Gewalt zu Hause flieht. Kurz darauf entdeckt sie ein 
        Zelt und zwei Tote. Annie glaubt in Johan den Mörder gesehen zu haben.
        
        Der zweite Teil des Romans setzt 18 Jahre später ein und Annie erkennt 
        in Mias neuem Freund den vermeintlichen Mörder wieder. Bald darauf 
        ist Annie tot. Die Polizei glaubt an einen Unfall, doch Johan, der, so 
        viel weiß der Leser, nicht der Mörder sein kann, und Annies 
        Lebenspartner Birger Torbjörnsson machen sich gemeinsam daran, den 
        alten Doppelmord und Annies Tod zu untersuchen.
        
        Geschickt legt Kerstin Ekman Hinweise, Spuren und Indizien aus, die immer 
        wieder auch auf die falsche Fährte führen und dennoch so viel 
        über die Menschen in Svartvattnet enthüllen. Dabei können 
        die Hinweise, die zur Aufklärung des Falls beitragen, ganz banale 
        und alltägliche Gegenstände sein wie Stiefel, Kondome, Mopeds 
        oder ein alter Melkplan, was besonderes Vergnügen bereitet und dem 
        Ganzen ungeheure Intensität und Authentizität verleiht.
        
        Überhaupt zeichnet sich dieser Roman Kerstin Ekmans vor allem anderen 
        durch eingehende, intensive und plastische Milieu- sowie Charakterstudien 
        aus und leistet somit auch einen Beitrag zur Mentalgeschichte Schwedens 
        Anfang der 70er bzw. Anfang der 90er Jahre bei.
        
        Dabei spielt  wie bei einem schwedischen Roman kaum anders zu erwarten 
         die Natur eine große Rolle. So wie Johan Gewalt, Ungerechtigkeit 
        und Rückständigkeit den Rücken kehren will, so kehrt Annie 
        zunächst der Großstadt den Rücken, um in der freien Natur 
        das verlorene Paradies zu suchen, doch entpuppt sich dieses Idyll als 
        eine Scheinidylle. In der Hippie-Kommune herrschen genauso Machtstrukturen 
        und Regeln vor wie auch in der übrigen Gesellschaft. Freiheit und 
        Autonomie gibt es hier so wenig wie dort. Johan schlägt genau die 
        entgegengesetzte Richtung ein, kehrt aber doch immer wieder an den Ort 
        seiner Kindheit und Jugend zurück. Hier nimmt er an den verherrlichenden, 
        nostalgischen Wettkämpfen der Sami teil und hat sich damit auch nicht 
        wirklich von seiner Vergangenheit befreit. Ländliches Idyll und Moderne 
        sind hier die unterschiedlichen Pole. Figuren wie Annie und Birger fühlen 
        sich in beiden Welten nicht wirklich zu Hause, haben aber auch keine andere 
        Alternative. Mia dagegen fungiert als lebenstüchtiges Gegenbeispiel. 
        
        
        Kerstin Ekman erzählt von dieser Landschaft und von den Menschen, 
        die in, von und mit ihr und ihren Erinnerungen leben, wie sie ums Vergessen 
        ebenso kämpfen wie ums Erinnern. Da sind z.B. Torsten und seine Söhne, 
        die von der Natur leben, aber nur, indem sie ihr Gewalt antun. So verrohen 
        sie zusehends, sind bald zu keinem normalen menschlichen Kontakt mehr 
        fähig und ein Leben zählt für sie nicht viel. Gudrun flieht 
        aus einer rauen Kindheit bei Rentiertreibern und landet doch nur in der 
        dumpfen norrländischen Wirklichkeit. Auf der anderen Seite stehen 
        die, die Natur verherrlichen und sie dabei nicht minder vergewaltigen. 
        Das sind Annie, die die Errungenschaften der Zivilisation vermisst, und 
        Ilya, die radikal emanzipierte Professorin mit großbürgerlichem 
        Haus und dem Traum von grenzenloser, zügelloser Lust, die von einem 
        geheimnisvollen Wanderer im Wald genährt wird. 
        So handelt der Roman auch von Außenseitern und Aussteigern, wie 
        es ein jeder für sich ist und am Ende werden Mütter zu Mördern, 
        um ihre Kinder zu schützen. Und inmitten all dessen keimt bereits 
        neues Leben, so dass sich unweigerlich die Frage nach Schuld und Sühne 
        aufdrängt. Melancholie ist das vorherrschende Gefühl, das über 
        der gesamten Erzählung liegt.
        
        Geschehnisse am Wasser entfaltet schließlich die ganze 
        Magie des Nordens, nie war Kerstin Ekman besser, die Geschichte, die Figuren, 
        die Landschaft, einfach alles zieht den Leser unbarmherzig in seinen Bann 
        und lässt ihn nicht mehr los.
 "Die drei 
          kleinen Meister" von Kerstin Ekman
 "Die drei 
          kleinen Meister" von Kerstin Ekman|  |  | 
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Die Geschichte spielt in Rakisjokk, hoch oben 
        im Norden an der schwedisch-finnischen Grenze. Der Kunstmaler Matti Olsson 
        stirbt plötzlich und es obliegt Polizeiwachtmeister Torsson, der 
        selbst aus dem Süden stammt, den Fall aufzuklären. Eher widerwillig 
        macht Torsson sich auf den Weg, denn es ist tiefster Winter, die Straßen 
        sind zugeschneit und so bleibt dem wohlbeleibten Torsson nur, sich auf 
        Skiern nach Rakisjokk zu begeben. Zwar sprechen die Dorfbewohner schwedisch, 
        finnisch und/oder samisch, geben sich gegenüber dem Polizisten aus 
        dem Süden aber eher wortkarg, so dass die Ermittlungen ergebnislos 
        abgebrochen werden. Monate später beschließt der Maler David 
        Malm, seinen Freund Olsson zu besuchen und bringt so die Untersuchung 
        erneut und auf eigene Faust wieder ins Rollen.
        
        Mit seinen Nachforschungen stört Malm die scheinbar beschauliche 
        Dorfruhe nicht unerheblich. Ekman zeigt hier, wie das eingespielte Ordnungsgefüge 
        einer Dorfidylle durch das Eindringen eines Fremdlings empfindlich durcheinander 
        gebracht wird. Allmählich brechen unter der Oberfläche schlummernde 
        Konflikte auf, doch zunächst siegt die Dorfräson.
        
        "Die drei kleinen Meister" ist – trotz seines geringen 
        Formats – ein großer Roman der schwedischen Queen of Crime 
        der 70er Jahre! Ekman schildert den Alltag der Dorfbewohner, der sich 
        signifikant von dem der "Südländer" und "Großstädter" 
        unterscheidet facettenreich, nuanciert und anschaulich. Sie versteht es 
        meisterlich, ihre Leser mit auf eine Reise in eine andere Welt und andere 
        Denkmuster zu nehmen, so dass man sehr schnell versteht, was in den Köpfen 
        der Dorfbewohner vor sich geht, auch wenn sie selbst recht wortkarg sind.
        
        Der Roman ist damit nicht nur ein spannender Krimi, sondern auch ein atmosphärisch 
        sehr dichter Roman, weil er Milieu und Zeit geradezu atmet. Der Stil ist 
        in diesem frühen Werk Ekmans ("Die drei kleinen Meister" 
        erschienen erstmals 1961 in Schweden) vielleicht noch nicht so ausgereift 
        – zumindest aber nicht so schwer und tragend – wie in ihren 
        späteren Werken*, aber deswegen nicht minder unterhaltsam. Im Gegenteil: 
        Die Leichtfüssigkeit des Erzählten trägt nicht wenig zur 
        spannenden Atmosphäre bei. Ein schöner Roman!
        
        *Der Roman ist eine Neuauflage aus den 60ern, aber leider nicht neu übersetzt.
 "Der brennende 
          Ofen" von Kerstin Ekman
 "Der brennende 
          Ofen" von Kerstin Ekman|  |  | 
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Ein Pyromane brandschatzt mitten im heißesten 
        Sommer durch das Bauerndörfchen Ärketuna in Uppland und plötzlich 
        wird der Alltag dort so spannend wie ein Krimi! Eine Scheune, ein Haus 
        und schließlich der Wald brennen, als ausgerechnet auch noch der 
        Pfarrer unter Mordverdacht gerät.
        
        In "Der brennende Ofen" (in Schweden erstmals 1962 erschienen) 
        gibt es ein Wiedersehen mit David Malm, der sich als Restaurator der in 
        der Kirche Ärketunas entdeckten Fresken annimmt und der schon in 
        "Die drei kleinen Meister" sein Debüt als ermittelnder 
        Maler feierte.
        
        Wie in dem vorangegangenen Roman auch geht es Ekman hier vor allem darum, 
        auf leichte Weise zu unterhalten und ein Panorama aus Bäuerlichkeit, 
        Habgier, Hass, Verrat und Liebe zu schaffen. Im Nachhinein lesen sich 
        "Die drei kleinen Meister" und "Der brennende Ofen" 
        wie Fingerübungen* zu den 1993 erschienenen "Geschehnisse am 
        Wasser". Dennoch sind beide Bücher unbedingt empfehlenswert, 
        denn es ist beeindruckend, wie stilsicher und leicht Ekman es schafft, 
        Stimmung und Milieu einzufangen – und spannend ist es außerdem, 
        bis klar wird, wer der Brandteufel und Mörder ist!
        
        *Hinsichtlich des Stils ist noch zu erwähnen, dass leider beide Romane 
        seit ihrer Erstveröffentlichung auf Deutsch nicht wieder neu übersetzt 
        wurden.
 "Geschehnisse 
          am Wasser" von Kerstin Ekman
 "Geschehnisse 
          am Wasser" von Kerstin Ekman|  |  | 
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Midsommer 1974. Die junge Stockholmer Lehrerin Annie 
          Raft ist mit ihrer Tochter Mia, sechs, auf dem Weg nach Norden. Sie 
          will in Jämtland mit ihrem Freund Dan Ulander ein neues Leben anfangen. 
          Der Bus bringt sie in ein abgelegenes Dorf. Ihr Freund versetzt die 
          beiden und nach einigen Stunden des Wartens brechen die beiden auf und 
          machen sich auf die Suche nach ihrem Freund. Sie verlaufen sich. Etwa 
          zur gleichen Zeit wird Johan Brandberg von seinen drei Halbbrüdern 
          zur Strafe in einen fast trockengefallenen Brunnen gesperrt. Ein Aal 
          befindet sich noch im Wasserrest. Johann kann fliehen und schlägt 
          sich durch die Wälder, er will auf keinen Fall nach Hause, sie 
          sollen ihn ruhig suchen, er kennt sich hier gut aus. So versteckt er 
          sich in einer Holzhütte am See Lobberan. Auch Annie und Mia erreichen 
          nach äußerst mühsamen Stunden den See und entdecken 
          dort ein Zelt. Beim näherkommen müssen sie allerdings erkennen, 
          dass dort ein furchtbares Verbrechen geschehen ist. Sie irren zurück 
          ins Dorf und Annie sieht im späten Licht des Tages ein ihr fremdes 
          Gesicht eines Mannes. Ein Täter wird nie ermittelt. Zwanzig Jahre 
          später wird Mia von einem Mann des Nachts nach Hause gebracht. 
          Annie Raft ist sich sicher: Das war der Mann vom Lobberan. Sie ist entsetzt.
          
        Mein Kommentar:
        
          Was sich liest wie ein Krimi, ist die Geschichte des Nordens, der endlosen 
          Wälder, der Seenlandschaft, der Trollblumen und des Rispengrases 
          in der Weite der Landschaft. Man taucht ein in diese doch noch recht 
          ursprüngliche Welt und Kerstin Ekman schafft es auf bewunderndswerte 
          Weise diesen Zauber einzufangen.Nichts ist übertrieben dargestellt, 
          so wie das Land, so spricht uns aus diesem Werk die Liebe zu den Menschen, 
          den Sami, direkt an. Ein wunderbar komponiertes Werk, es empfiehlt sich 
          vorher einen Glögg zuzubereiten, das Telefon möglichst abzustellen, 
          viel Zeit zu haben, dann beginnt der ekmannsche Zauberteufel sein Werk. 
          Ganz sicher. Wie ein Sog.