„Wir haben nie in irgendeiner Weise Böses beabsichtigt“
          „Meine Frau Johanna Lehtinen ist verschwunden“.  Zwei Tage vor  Weihnachten, in einer  nicht allzu fernen Zukunft, macht sich Tapani Lehtinen auf die Suche nach  seiner verschwundenen Frau. Johanna, Journalistin von Beruf, ist auf den Spuren  eines Serienmörders, der sich „Der Heiler“ nennt. Er gibt an, dass er im Namen  der gewöhnlichen Menschen Rache übt. Die letzte Stimme der Wahrheit in einer  dem Untergang geweihten Welt ist. Er behauptet, der Heiler des kranken Erdballs  zu sein. Er tötet Industrielle oder Menschen, die er für die Klimakatastrophe  mit verantwortlich macht. Aber nicht nur die Industriellen, sondern auch deren  gesamte Familie löscht er aus. Er zieht eine blutige Spur quer durch Helsinki.
          
                  
                  
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          Die Suche nach seiner Frau führt Tapani durch  ein post-apokalyptisches Helsinki. Eine Stadt, in der das zivilisatorische  Gefüge bröckelt, sich in Auflösung befindet, Recht und Ordnung nur noch mühsam  aufrecht erhalten werden kann. Private Sicherheitsfirmen untergraben die  Polizeikräfte. Die Klimakatastrophe hat die Welt im Griff. Ihre Auswirkungen  schlagen voll auf die Menschheit durch. Überschwemmungen, Dauerregen vertreiben  Millionen von Menschen. Epidemien, wie Malaria, Tuberkulose und die Pest  brechen auf. Die nördlichen Länder werden von Flüchtlingen überrannt. Wer es  sich leisten kann, versucht noch weiter in den Norden zu kommen, wo die  Lebensumstände noch erträglich sind. Tapani, ein sich abmühender Lyriker, der  schreibt, um zu überleben, taumelt durch ein dem Untergang geweihten Helsinki.
„Der Heiler“ spielt in einer hoffnungslosen  Zeit, die den Protagonisten dazu nötigt, verzweifelte Maßnahmen zu ergreifen,  um seine wahre Liebe wieder zu finden. Geschrieben in einer minimalen Sprache  aber einer durchaus anspruchsvollen Tiefe, nahe an einer lyrischen Ausdrucksweise,  ist „Der Heiler“ eine Geschichte über das Überleben, Treue und über Bestimmung.  Eine Geschichte, wie aus den erbarmungslosen Tagen, wenn die Welt zu Ende geht,  nur noch Liebe und Hoffnung übrig bleibt, für die allein es sich noch lohnt zu  leben.
Der Roman ist ein Zukunftsroman, eine  Liebesgeschichte, die im Mantel eines Kriminalromans daher kommt. Die wahre und  unendliche Liebe zwischen Johanna und Tapani wird in Rückblenden illustriert,  während er auf der Suche nach ihr ist. Tapani entdeckt Geheimnisse aus Johannas  Vergangenheit. Geheimnisse, die sie in Verbindung bringen zu dem Mörder, den  sie sucht. Einem Mörder, der eigentlich schon lange nicht mehr unter den  Lebenden weilt.
Tuomainen spinnt die gesellschaftliche Verrohung  fort und zeichnet auf, was sein könnte und bringt ein Unwohlsein zum Ausdruck,  das Teil unserer heutigen Gegenwart ist. Die schleichende Umweltzerstörung, die  Veränderung des Klimas, sagt Tapani im Buch „hat sich langsam und allmählich in  das Leben geschlichen, dennoch waren wir in der jetzigen Situation doch  blitzschnell gelandet. Hals über Kopf."
Das könnte auch ein Motto des Buches sein. Auf  der Suche nach seiner Frau bewegt ihn die Frage: „Was würde ich eher aushalten:  „Die Gewissheit, dass das Schlimmste passiert war? Oder diese von Minute zu  Minute wachsende Angst? Rascher Zusammenbruch oder langsame Zermürbung?"  Sind wir fähig die Wahrheit zu ertragen, das Unumstößliche hinzunehmen oder  sind wir bereit etwas dagegen zu tun - auch in einer hoffnungslosen Lage.  Tuomaionen hat mit „Der Heiler" einen skandinavischen Krimi vorgelegt, der  anders ist als die Kriminalromane aus den nordischen Ländern. Er beschreibt das  Erlöschen einer Metropole und eine sehr berührende Liebesgeschichte.
          
Vielen Dank an Jürgen Ruckh aus Esslingen
      © August 2012 Literaturportal schwedenkrimi.de - Krimikultur Skandinavien